AEE mahnt: Großer Flughafen BER ist schlecht fürs Klima

Der Berliner Flughafen BER hat ja schon vor seiner immer wieder verschobenen Eröffnung viel Schmäh und Kritik einstecken müssen – nun kommt ein weiterer, bisher noch nie genannter und etwas ungewöhnlicher Kritikpunkt von der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE).

(Abb. © Ewald Fröch/Fotolia.com) Die AEE meint: Auf dem Weg zu klimaschonender Mobilität stelle der Flugverkehr eine der großen Herausforderungen dar: Die vom Flugverkehr verursachten Treibhausgasemissionen haben sich seit 1990 in Europa etwa verdoppelt. Im Zuge des weiteren geplanten Ausbaus von Flughäfen wie in Berlin drohen die durch die Luftfahrt verursachten Klimaschäden weiter zuzunehmen. „Verbraucher und Politik müssen gegensteuern“, mahnt der Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE), Philipp Vohrer.
Im Wettbewerb mit Schiene und Straße genießt der Flugverkehr zahlreiche Privilegien. Flugbenzin wird nicht mit der Mineralölsteuer belastet, Flüge innerhalb der EU und nach Übersee sind sogar von der Mehrwertsteuer befreit. So entgehen dem Fiskus Milliarden und die Umwelt leidet. „Während andere Verkehrsmittel verstärkt auf klimafreundliche Alternativen und regenerative Energien setzen, werden die Klimaschäden durch den Flugverkehr weiter zunehmen“, warnt Vohrer.
Exemplarisch zeigt sich dies in Berlin. Der Flughafen Berlin Brandenburg (BER) – die Bekanntgabe seines nächsten voraussichtlichen Eröffnungstermins steht in wenigen Tagen bevor – soll zügig weiter ausgebaut werden. Das geht aus einem „Masterplan“ der Flughafengesellschaft Berlin vom 15. September hervor. Bis 2025 soll demnach die Kapazität des BER auf 45 Mio. Passagiere pro Jahr verdoppelt werden. In der letzten Stufe des Masterplans bis zum Jahr 2035 ist sogar eine Kapazität von 55 Mio. Passagieren für den BER vorgesehen. Die Fluggesellschaft Ryanair erwartet bis 2050 gar 90 Mio. Passagiere in Berlin. Im vergangenen Jahr wurden an den beiden Berliner Flughäfen hingegen 33 Mio. Passagiere abgefertigt. „Statt weiter die Kapazitäten auszubauen, wären für eine erfolgreiche Verkehrswende klimafreundliche Alternativen zum Flugverkehr notwendig.“, erklärt Vohrer.
Der Flugverkehr ist laut AEE vergleichsweise schwer zu dekarbonisieren. Ein Mittel der Wahl sind Biokraftstoffe, die einzelne Fluggesellschaften auf ausgewählten Strecken bereits getestet und so gezeigt haben, dass Klimagasemissionen gesenkt werden können.
Hingegen sind die Emissionen des zivilen Flugverkehrs in Europa auf zuletzt knapp 160 Mio t gestiegen, nach 84 Mio t im Jahr 1990. Ein Flugzeug stößt laut Umweltbundesamt fünf Mal mehr Klimagase pro Personenkilometer aus als ein Fernzug. Fliegt man von Berlin nach München, verursacht man so einen Ausstoß an Treibhausgasen von rund 120 kg CO2-Äquivalenten, bei einer Zugreise auf der entsprechenden Entfernung sind es mit dem deutschen Strommix knapp 25 kg CO2-Äquivalenten, bei Nutzung von Ökostrom fährt man praktisch klimaneutral.

Über die aktuellen Entwicklungen beim BER berichtete cci Branchenticker am 27. November:
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Artikelnummer: cci55477

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