Meinung: Grauzonen

+++ von Sabine Andresen+++
Es gibt sie, die Grauzonen, die (zumindest temporär) ungelösten Probleme in der LüKK. Bei der Beschäftigung mit dem Thema „Korrosion in hydraulischen Systemen“ ist mir wieder eines begegnet.

Korrosions-Opfer: eine Hocheffizienzpumpe in einer relativ neuen Anlage (Abb. aus Forschungsprojekt energie+/Universität Leuphana) Eigentlich müsste man sich als Betreiber/Planer/Anlagenerrichter/sonstiger LüKK-„Angehöriger“ mit dem Thema oder der Problematik beschäftigen, aber nun ja, so richtig dringend ist sie ja nicht…
In meiner Tätigkeit als Redakteurin für cci Zeitung sind mir in den vergangenen Jahren immer wieder Themen aus der LüKK begegnet, die so eine Art „Grauzone“ darstellen und die ganz viel mit „man müsste mal…“ zu tun haben: Man müsste sich mal mit der Problematik auseinandersetzen, man müsste mal hinterfragen, warum dies und jenes soundso gemacht wird, man müsste sich mal für dies und jenes stärker engagieren… Oft habe ich solche Aussagen in der Branche gehört.
Anders ausgedrückt: Auf einfache Fragen gibt es manchmal nur ein ratloses Schulterzucken. Beispiele: Warum werden so wenige Gebäude energetisch inspiziert, warum werden gebäudetechnische Anlagen so schlecht betrieben und gewartet, warum interessieren sich Planer und Betreiber nach Inbetriebnahme eines Gebäudes so wenig dafür, ob und wie lange ihr Gebäude das Energieeffizienz-Zertifikat noch wert ist, das es trägt, warum setzen sich Energieausweise nicht durch…
Ein weiteres Beispiel in dieser Rubrik scheint nun tatsächlich diesen „man müsste mal“-Status zu verlassen und in Richtung Problemlösung zu steuern. Es geht um das Thema „Korrosion in hydraulischen Systemen“, wie in cci Zeitung 09/2016 beschrieben. Wenn eine wasserführende gebäudetechnische Anlage erst einmal von Korrosion betroffen ist, kann das einen immensen Schaden verursachen, bis zur Stilllegung der Anlage. Problem dabei: Bisher gab es (zu) viele Regelwerke zur Vermeidung von Korrosion. Und diese beschränkten sich vorwiegend auf Heizsysteme. Man müsste also mal eine Norm oder technische Regel entwickeln, die sich mit Kühlsystemen und Korrosion beschäftigt. Tatsächlich kommt Leben in die Sache: Eine Arbeitsgruppe des BTGA erarbeitet gerade eine Regel zu genau dieser Problematik. Sie soll Anfang 2017 veröffentlicht werden. Es geht voran! Ein Grauschleier lichtet sich.

Artikelnummer: cci43792

2 Kommentare zu “Meinung: Grauzonen

  1. Lieber Herbert Haser,
    die Klage ist richtig und ehrenswert.
    Was ich nicht verstehe ist folgendes:
    im Alter von 14-17 Jahren (1960-1963) lernte ich in der Berufsschule (Heizungsbau) welche Materialien man in einem Wasserkreislauf aus Gründen der Korrosion nicht zusammenschalten darf. Im Studium dann 1966-1970 lernte ich das aus Sicht der Elektro- und Spannungs-Korrosion nochmals. Ist denn das heute nicht mehr auf dem Lehrplan? Oder werden die Erkenntnisse heute einfach ignoriert?

  2. Moderne Rohrnetze werden gepresst und sind daher weniger sauerstoffdicht als gelötete oder geschweißte Netze. Zudem weisen die Netze auf Basis von außen galvanisch verzinkten Rohrleitungen auch erhebliche Zinkmengen in den Rohren auf (galvanische Verzinkung in den Fittings), welcher sich in Kombination mit Kupferrohren in Wärmetauschern abbaut, viel Wasserstoff freigibt, und sich als körniger Belag auch an Ventilspindeln und in Pumpengehäusen ablagert. Die Wandstärken der gepressten Rohrleitungen sind erheblich kleiner als die der geschweißten Variante, so dass Korrosion viel schneller zu Leckagen führt.
    Die Wasserqualität in Heizungsnetzen muss über die ersten Jahre ständig geprüft werden um ein Absinken des pH-Wertes und freien Sauerstoff zu unterbinden.
    Die korrekte Fragestellung lautet daher: Warum interessiert sich niemand für die Zusammenhänge und es wird munter jeder mögliche Materialmix als unproblematisch angenommen – die Chemie der Korrosion gilt überall für alle aber kaum jemand kennt sie. Was halten Sie von einer Veranstaltung unter Ihrer Leitung zu der Thematik? Ich kenne Fachleute welche neue Netze sanieren und die Hintergründe offenlegen können.

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