Wiesbaden: Sprühwasserlöschanlage flutet neues Congress-Center

Nur einen Tag nach der Eröffnung hat eine Sprühwasserlöschanlage das neue Rhein-Main Congress-Center (RMCC) in Wiesbaden geflutet. Augenzeugen berichten: „Alles steht unter Wasser.“

(Abb. Rhein-Main-Hallen GmbH)
Am Samstag, 14. April, war in dem neuen Wiesbadener Veranstaltungszentrum Tag der offenen Tür. Dass die Besucher nasse Füße bekamen, war nicht vorgesehen. Die Sprühwasserlöschanlage ging bereits am Morgen los und löste um 10.20 Uhr einen automatischen Alarm bei der Feuerwehr aus. Obwohl die Anlage schnell abgeschaltet wurde, ergossen sich rund 40.000 Liter Wasser in eine der Hallen und den darunter liegenden Keller/Tiefgarage.

Die Feuerwehr rückte mit Wassersaugern und Gummischiebern an, um das Wasser zu entfernen. Nach drei Stunden konnten die Helfer ihren Einsatz beenden. Während einer Präsentation in der Halle war die Sprühwasserlöschanlage offenbar durch den Rauch aus einer Nebelmaschine angesprungen. Die Anlage hätte eigentlich per Hand ausgeschaltet sein müssen. „Wir haben es hier mit menschlichem Versagen zu tun“, so Martin Michel, Geschäftsführer des Rhein-Main-Congress-Centrums, gegenüber der Hessenschau. Die exakte Schadenshöhe kann derzeit noch nicht beziffert werden, ist aber wohl enorm. Die elektrischen Einrichtungen im Keller blieben nach ersten Einschätzungen jedoch unversehrt.

Das 194 Mio. € teure Gebäude, das vom Frankfurter Architekten Ferdinand Heide geplant wurde, war erst am 13. April mit einem Festakt vor rund 900 Gästen eröffnet worden. Insgesamt 60 Unternehmen mit über 2.000 Bauarbeitern und Handwerkern aus 15 Nationen waren an dem Bauwerk beteiligt. Rund 40 Einzelgewerke wurden europaweit über öffentliche Ausschreibungen vergeben. Im Center sollen künftig Messen, Hauptversammlungen großer Unternehmen sowie Tagungen und Kongresse stattfinden. Das Center bietet 12.500 Menschen Platz. Das RMCC löst die früheren Rhein-Main-Hallen ab, die fast 60 Jahre das Wiesbadener Stadtbild prägten.

Sprühwasserlöschanlage haben in letzter Zeit wiederholt in Deutschland in öffentlich genutzten Gebäuden Schäden verursacht. So setzte am Heiligabend in der Deutschen Oper in Berlin das Personal einer Reinigungsfirma die Sprühwasserlöschanlage unabsichtlich in Gang. Die Bühne wurde unter Wasser gesetzt, die Oper musste eine Zeit lang geschlossen bleiben. Und im Oktober 2017 hatten sich an der Staatsoperette Dresden während eines Tests der Sprühwasserlöschanlage 16.000 Liter Wasser über den Bühnenbereich ergossen und Scheinwerfer, Audio- und Videoanlage, Bühnenboden, Instrumente und Unterbühnenmaschinerie beschädigt. Es entstand ein Sachschaden von 3,5 Mio. €.

Anmerkung der Redaktion
„Wiesbadener Kongresszentrum: Ein liegender Leuchtturm“, titelte die Presse zur Eröffnung am Freitag. Leuchttürme befinden sich normalerweise dicht am Wasser … Aber im Ernst: Es gibt durchaus Brandmelder auf dem Markt, die zwischen Theaternebel und Rauchgasen unterscheiden können. Dass man hier ein paar Tausend Euro am falschen Ende sparen wollte, scheint mir das wahre menschliche Versagen zu sein.

Sprinkler- oder Sprühwasserlöschanlage?
Für Großbühnen ist eine Sprühwasserlöschanlage baurechtlich vorgeschrieben. Im Unterschied zu einer Sprinkleranlage sind die Leitungen nicht dauernd mit Wasser gefüllt. Ausgelöst wird eine Sprühwasserlöschanlage entweder manuell über z. B. Druckknopftaster oder automatisch über automatische Brandmelder (Kenngrößen Rauch und/oder Wärme). Eine Sprinkleranlage wirkt punktuell, die Sprühwasserlöschanlage jedoch flächig in Bereichen, in denen mit rascher Brandausbreitung zu rechnen ist, da immer mehrere Löschdüsen zu Löschbereichen zusammengefasst sind.

Artikelnummer: cci60297

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