Grundlagen: Lüftungs- und Kühlsysteme in Fleischerei-Großbetrieben

  • Einleitung
  • Ausgangslage und Begriffe (Außenluft/Umluft/Sekundärluft)
  • Lösungen: Luftfilter und UV-C – eine ideale Kombination?
  • Kosten zur Kälteerzeugung
  • Einsatz von Hochleistungsfiltern
  • Statement und Zusammenfassung

Einleitung

Beim Corona-Ausbruch im Fleischereigroßbetrieb Tönnies im Juni 2020 wird vermutet, dass die im Zerlegezentrum betriebenen Lüftungs- und Kühlanlagen zur Ausbreitung von Schadstoffen, Viren und Aerosolen im Raum beigetragen und dadurch die Infektionsrate bei den dort tätigen Personen erhöht haben. cci Wissensportal hat dieses Beispiel zum Anlass genommen, im nachfolgenden Beitrag verallgemeinernd Lüftungs-, Klima- und Kühlsysteme für Fleischerei-Großbetriebe zu analysieren und zu beschreiben. Dabei wurden in den Beitrag auch viele Aspekte aufgenommen, die als Kommentare von Lesern und von LüKK-Verbänden dazu geäußert wurden. Somit beschreibt der Bericht anlagentechnische Lösungsmöglichkeiten für solche Fleischereigroßbetriebe mit dem Schwerpunkt Luftfiltration, die auch auf ähnliche Betriebe angewendet werden könnten.



Wichtige Informationen und Klarstellungen

Lüftungs-, Klima- und Kühlsysteme, die zum Beispiel in Schlachtereien betrieben werden, arbeiten generell ähnlich wie Standard-Lüftungssysteme zum Beispiel in Büro- und Verwaltungsgebäuden. Aber sie haben vergleichsweise viel schwierigere und komplexere Aufgaben zu erfüllen.

In Bürogebäuden geht es vorrangig darum, durch den Betrieb von Lüftungs- und Klimaanlagen mit dem Einbringen von Außenluft und der Entnahme von belasteter Abluft (Raumluft) bei meist moderaten Freisetzungen von Schad- und Geruchsstoffen eine gute, gesunde und hygienische Raumluftqualität und behagliche Raumtemperaturen zwischen etwa 20 bis 26 °C sicherzustellen. Dazu wird auf Basis von Normen, zum Beispiel der DIN EN 15251 „Eingangsparameter für das Raumklima“, ein Mindestaußenluftvolumenstrom von etwa 30 bis 50 m³/h pro Person empfohlen.

Im Vergleich dazu werden an den Betrieb von Lüftungs- und Kühlanlagen in der Lebensmittel produzierenden Wirtschaft und Industrie erheblich höhere Anforderungen gestellt. So müssen zum Beispiel bei einer Fleischzerlegung ganzjährig Raumtemperaturen von etwa 6 bis 10 °C sichergestellt werden (Hygiene, kein Wachstum von Bakterien, Qualität des Fleisches etc.). Aus solchen geringen Temperaturen resultieren jedoch zwangsläufig niedrige absolute Luftfeuchten. Und diese trockene Luft wiederum schwächt bei Menschen das Rückhaltevermögen der Schleimhäute in Nase, Mund und Rachen und verstärkt die Gefahr, sich mit Bakterien und Viren anzustecken. Zudem arbeiten in solchen Betrieben oft viele Personen bei schwerer körperlicher Tätigkeit auf engem Raum zusammen. Alle diese Faktoren erfordern in Summe konstant hohe Außenluft- und Abluftmengen und auch eine große Kälteleistung, die weit über die Leistungen üblicher Lüftungs- und Klimaanlagen für den Komfortbetrieb hinausgehen.

Insofern muss man die in der Regel völlig unproblematische Lüftungs- und Klimatechnik für zum Beispiel Bürogebäude, Einkaufszentren, Theater, Kinos etc. (Komfortklima) sehr deutlich von Lüftungs- und Klimasystemen trennen, die in hoch belasteten Gewerbe- und Industriebetrieben arbeiten.

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Artikelnummer: cci89143

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8 Kommentare zu “Grundlagen: Lüftungs- und Kühlsysteme in Fleischerei-Großbetrieben

  1. Super: Alle sieben Kommentare sind Super. Ich stelle mir schon seit 20 Jahren die Frage, wann fangen wir eingentlich endlich damit an, die Anlage so zu bauen, wie es eigentlich nötig wäre? Es fehlt doch nicht an Reformen. Diese Probleme gibt es doch nicht erst seit Corona. Ist denn niemand da, der die Augen wieder auf macht und nicht nur an den Profit denkt sondern auch einmal an die Umwelt im Allgemeinen?
    Olaf Mayer(SV)

  2. Herr Fieberg, vielen Dank für Ihren Hinweis! Sie haben natürlich recht, ich habe tatsächlich bei den Beispielen den Einfluss der WRG vergessen!! Dadurch wird natürlich der thermische Beitrag der Umluft bei der gesamten Konditionierung der Luft erheblich geringer. Ich werde die Berechnungen unter Berücksichtigung der WRG rasch neu erstellen und den Beitrag entsprechend korrigieren.

  3. Die Kostenrechnung berücksichtigt keine (vorgeschriebene) Wärmerückgewinnung. Dadurch reduziert sich der Kühlbedarf erheblich. Lediglich die weitere Entfeuchtung auf die sehr niedrigen absoluten Feuchten bleibt bei der Außenluft als Kostenfaktor stehen.
    Ähnlich wie im Schwimmbad kann aber im Winter z.B. auch die kalte und trockene Außenluft ohne größere Aufbereitung genutzt werden. Der Einsatz vom Umluft statt Außenluft ist daher weniger technisch geprägt, sondern eine reine Kostenfrage. Wir „profitieren“ beim Würstchengrillen also von diesen (Luft-) Zuständen.

  4. Der Focus auf die Filterung der Primärluft geht m. E. am Thema vorbei.
    Die Luftauslässe arbeiten (insbesondere bei Anlagen mit Kühlung, mit Ausnahme von Quellluftsystemen) mit hoher Induktion, die Belastung der Primärluft sollte daher nicht ausschlaggebend sein.
    Die Mischung mit belasteter Sekundärluft und deren möglichst optimale Verteilung im Raum könnte das größere Problem darstellen.

  5. Mindestens ein Anbieter der UVC-Technologie hat die wirksame Inaktivierung des SARS-CoV-2 durch UVC-Strahlung belegt. (Siehe hier: https://www.hoenle.de/produkte/entkeimungsanlagen).
    Allerdings sind die Resultate nicht im Detail veröffentlicht.
    Wünschenswert wäre ein neutraler objektiver Vergleich der Techniken HEPA-Filterung und UVC-Inaktivierung im Hinblick auf SARS-CoV-2. Es ist anzunehmen, dass spätestens im Herbst die Nachfrage nach Geräten, die das leisten explodieren wird. Entweder als Bestandteil einer größeren Lüftungsanlage oder als stand-alone Luftreiniger.
    Überall, wo viele, z. T. fremde Menschen zusammenkommen wird das nötig werden: z. B. Gastronomie, öffentliche Verkehrsmittel, Warteräume, Aufzugskabinen, Versammlungsräume, Verkaufsräume, Schulräume und sehr viele mehr. Spätestens im Herbst sollte entschieden sein, unter welchen Randbedingungen welche Luftentkeimer sinnvoll einzusetzen sind.
    Dr. Peter Rietschel, BGN

  6. Ich kann der Feststellung, dass eine Filterung keine Viren eleminiert nur zustimmen. Wenn dann noch Versäumnisse bei der Wartung (Filterwechsel) hinzukommen, ist die Filterung von Luft hinsichtlich der Virenbekämpfung der falsche Weg! Wiederun stelle ich die Frage: Warum wird in derartigen Anlagen nicht die UV-Bestrahlung bzw. die Sauerstoffionisierung eingesetzt? (vgl. cci74658) Wir haben die Mittel, Schadstoffe, Viren und Bakterien zu bekämpfen, warum werden sie nicht eingesetzt?!

  7. Bezüglich der Filtration von Viren ist zu bedenken, dass diese abgeschieden werden und teils auf dem Filter aktiv bleiben. Nachzulesen auf der Homepage von einem namhaften Filterhersteller:“ Außerdem ist es wichtig zu wissen, dass HEPA-Filter lebenden Organismen nicht aktiv abtöten. Sie filtern die Partikel und halten sie im Medium zurück.“ Inwiefern das für Corona Viren gilt ist sicherlich noch nicht untersucht stellt aber die Frage was das für die Praxis bedeutet.

  8. Hier prallen die Wirklichkeit und das was wünschenswert und erforderlich wäre heftig aufeinander. Ich habe noch in keiner Schlachterei oder Großmetzgerei Anlagen mit Außenluft gesehen, geschweige denn mit HEPA-Filtern. Die Anlagen sind in der Regel das billigste vom billigen und sollen einfach nur die Räume kühlen.

    Georg Tale-Yazdi, Sachverständigenbüro

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